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    Biozentrum der Universität Würzburg

    Holz macht mobil

    03.03.2010

    Die Bienenstation der Universität Würzburg geht mit gutem Beispiel voran: In Zukunft soll das Laborfahrzeug der Wissenschaftler klimaschonend und CO2-neutral zu seinen Einsatzorten fahren. Die Forscher setzen dafür auf eine Technik, die fast schon in Vergessenheit geraten ist.

    Arbeit am Holzvergaser im Hof der Bienenstation am Hubland. Foto: Beegroup Uni Würzburg
    Arbeit am Holzvergaser im Hof der Bienenstation am Hubland. Foto: Beegroup Uni Würzburg

    Wer den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit erlebt hat, kann sich vielleicht noch an sie erinnern: Autos, die mit einem Holzvergaser angetrieben wurden. Nicht Benzin oder Diesel befeuerten ihre Motoren, sondern Gas, das aus Holz gewonnen worden war.

    Die Technik, die damals aus der nackten Not heraus genutzt wurde, könnte heute möglicherweise eine Renaissance erleben. In der Bienenstation der Universität Würzburg tut sie es jedenfalls in Kürze: Dort soll ein Holzgasanhänger unter anderem auch das Laborfahrzeug der Bienenforscher antreiben, einen über 40 Jahre alten Unimog aus Beständen der Schweizer Armee.

    Das Projekt „Holzvergaser“
    „Der Holzvergaser schwirrte mir schon seit etlichen Jahren im Kopf herum. Ich habe so ziemlich alles, was es an Informationen darüber gibt, gekauft und gelesen“, schildert Hartmut Vierle die Anfänge des Projekts „Holzvergasung“. Vierle ist Techniker in der „BEEgroup“ der Universität Würzburg. Nach der Lektüre stand sein Entschluss fest: Vor dem Hintergrund von Ressourcenverknappung und Klimawandel solle dieser „fast in Vergessenheit geratenen Technologie wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden“.

    In einem Holzvergaser wird Holz durch unvollständige Verbrennung auf etwa 700 bis 800 Grad Celsius erhitzt. Aus 100 Kilogramm Holz entstehen dabei bis zu 40 Kubikmeter Holzgas, das zum Antrieb von Motoren eingesetzt werden kann. Oder, anders formuliert: Drei Kilo Holz ersetzen, vom Energiegehalt betrachtet, circa einen Liter Benzin.

    Berufsschüler kümmern sich um Planung und Bau
    In den Baumarkt gehen und einen Holzvergaser kaufen: So einfach geht es leider nicht; schließlich gibt es für die Geräte so gut wie keinen Anbieter auf dem deutschen Markt.

    Da kam den Bienenforschern ein Zufall zur Hilfe: „Ein ehemaliger Auszubildender aus der Zentralwerkstatt des Biozentrums hatte sich bei seinen früheren Ausbildern nach Möglichkeiten für eine außergewöhnliche Projektarbeit erkundigt“, erzählt Vierle. Der Holzvergaser bot sich dafür auf ideale Weise an.

    Im vergangenen Herbst ging die Arbeit los – zuerst mit der Planung und Entwicklung der Anlage nach Vierles Vorgaben und modifizierten Plänen aus dem Internet. Im Januar startete dann der praktische Teil. Seitdem werkeln angehende Maschinenbautechniker aus einer Klasse der Franz-Oberthür-Schule, einer Würzburger Berufsschule, im Hof der Bienenstation – nicht immer unter optimalen Bedingungen: „Leider mussten wir bei teilweise zweistelligen Minusgraden im Freien arbeiten“, sagt Vierle. Die Bauteile haben die Bienenforscher zum großen Teil gespendet bekommen.

    Öffentliche Präsentation am 13. März
    Seine erste Bewährungsprobe hat der Holzvergaser vor Kurzem bestanden: Beim Probeanfeuern am 1. März hat der Kessel fehlerfrei gearbeitet, "das Gas hat klar und rußfrei gebrannt", so Hartmut Vierle. Somit können die Techniker ihre Maschine am Samstag, 13. März, offiziell der Öffentlichkeit präsentieren, bei einem Tag der offenen Tür in der Franz-Oberthür-Schule.

    Weitere Einsatzmöglichkeiten
    Danach soll der Holzvergaser, untergebracht auf einem Anhänger, die Mitglieder der Bienenstation im stationseigenen Unimog CO2-neutral an ihre Einsatzorte transportieren. Das mobile Gaswerk wird allerdings nicht nur im Straßenverkehr seine Arbeit verrichten; auch stationär soll er sein Teil dazu beitragen, fossile durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen.

    „Mit dem Holzgas können wir ein Blockheizkraftwerk (BHKW) im Keller der Bienenstation befeuern und auf diese Weise Strom und Wärme erzeugen“, sagt Vierle. Die Ölheizung müsste nur noch dann anspringen, wenn extreme Kälte herrscht.

    Sponsoren für Blockheizkraftwerk gesucht
    Ganz so weit ist es allerdings noch nicht, denn dazu fehlt den Bienenforschern bislang das Blockheizkraftwerk. Die Suche nach Sponsoren läuft jedoch schon auf Hochtouren. An einer innovativen Projektpartnerschaft interessierte Firmen können sich bei Hartmut Vierle melden.

    Verwertbare Nebenprodukte der Holzvergasung
    Holzkohle, Holzessig und Asche: Diese Nebenprodukte, die bei der Holzvergasung entstehen, lassen sich laut Hartmut Vierle sinnvoll im Öko-Nutzgarten der Bienenstation verwenden: Die Holzkohle wird in den Boden eingearbeitet und sorgt so für erhöhte Erträge. Der Holzessig kommt als Spritzmittel gegen Schadinsekten zum Einsatz; im Boden werde er vollständig von Mikroben verstoffwechselt. Die Asche sei ein hochwertiger Kalium- und Phosphordünger. Teer schließlich falle bei der Holzvergasung kaum an, weil die Prozessführung optimiert wurde.

    Kontakt

    Hartmut Vierle, T (0931) 31-84325, vierle@biozentrum.uni-wuerzburg.de

    Von UNI -Intern Ausgabe 08, 02.03.2010

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