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    Biozentrum der Universität Würzburg

    Vater der Pflanzenphysiologie

    05.03.2014

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte er Würzburg zum „Mekka der Pflanzenphysiologen“: Julius von Sachs. Der Botaniker ist einer der Professoren, die im Ehrengrab der Universität Würzburg beigesetzt sind.

    Julius von Sachs, der Begründer der experimentellen Pflanzenphysiologie. (Bild: Wikimedia Commons)
    Julius von Sachs, der Begründer der experimentellen Pflanzenphysiologie. (Bild: Wikimedia Commons)

    Der Botaniker Julius von Sachs (1832-1897) war ein Pionier: Er begründete das Gebiet der experimentellen Pflanzenphysiologie, die Lehre von den Lebensvorgängen der Pflanzen. Folglich war er auch der erste Dozent, der sich für dieses Gebiet habilitierte. Mit seinen Leistungen lockte er Forscher aus aller Welt nach Würzburg, und dennoch bewahrte er Bodenhaftung: Der Kontakt zu Winzern und anderen Praktikern war ihm sehr wichtig.

    Hätte es den Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft damals schon gegeben, Sachs wäre ein heißer Kandidat dafür gewesen: Er hielt allgemein verständliche Vorträge für Land- und Forstwirte und gab Winzern Empfehlungen für den Pflanzenschutz. Kein Wunder also, dass er 1876 zum Ehrenmitglied des Weinbauverbands ernannt wurde. Angesehen war Sachs auch beim Würzburger Verschönerungsverein, der ihn bei seiner Gründung 1874 zum Vorsitzenden wählte.

    Basis für Düngungslehre gelegt

    Die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Würzburger Professors waren zum Teil von großer Tragweite. Sachs bewies zum Beispiel, dass sich Pflanzen ganz ohne Erde vom Samen bis zum fruchtenden Gewächs entwickeln können – nur in Wasser unter Zugabe von Mineralsalzen. Und er erkannte die Bedeutung dieser Wasserkultur für das Studium der Pflanzenernährung. Damit legte er unter anderem die Basis für die später von Justus Liebig begonnene Düngungslehre.

    Als Begründer der experimentellen Pflanzenphysiologie strebte Sachs danach, seine Versuche unter konstanten Bedingungen durchzuführen und diese Bedingungen – etwa Temperatur, Licht oder Luftfeuchtigkeit – auch zu bestimmen. Das war seinerzeit keine Selbstverständlichkeit. Extra dafür konstruierte er Messgeräte und entwickelte sie weiter. Noch heute zeigen viele Lehrbücher der Botanik seine Apparaturen oder erwähnen seine Methoden und Ergebnisse.

    Attraktiv bis nach Japan

    Die Attraktivität seiner Arbeitsgebiete und seiner Person als Hochschullehrer zeigt sich auch daran, dass damals viele Wissenschaftler nach Würzburg reisten, ins „Mekka der Pflanzenphysiologie“. Etwa 40 Prozent der Sachs-Schüler kamen aus dem Ausland, wobei das „Einzugsgebiet“ des Professors bis nach Amerika, Japan und Russland reichte. Viele seiner Schüler wurden bedeutende Botaniker, darunter auch der Schweizer Rebenzüchter Hermann Müller: Nach ihm ist die Müller-Thurgau-Rebe benannt.

    Begabt als Zeichner und Illustrator

    Trotz seiner Erfolge war Julius von Sachs kein Mensch, der sich nur seinem Fachgebiet widmete. Auch für seine philosophischen Neigungen und sein Interesse an der Geschichte der Naturwissenschaft war er bekannt. Zudem galt er als begabter Künstler: Seine Bücher und Publikationen illustrierte er ausschließlich mit selbst gefertigten Abbildungen.

    Werdegang des Julius von Sachs

    Sachs, geboren am 2. Oktober 1832 in Breslau, studierte Naturwissenschaften in Prag und habilitierte sich dort für das Fach Pflanzenphysiologie – als erster Dozent, den es auf diesem Gebiet überhaupt gab. In den folgenden Jahren war er unter anderem in Dresden, Bonn und Freiburg tätig.

    1868 kam Sachs als Professor ans Botanische Institut der Universität Würzburg. Hier war er zehn Jahre lang Mitglied des Senats und 1871/72 auch Rektor. Zur Erinnerung an den Träger zweier Ehrendoktortitel wurde das Würzburger Institut für Botanik und Pharmazeutische Biologie im Jahr 1991 in Julius-von-Sachs-Institut für Biowissenschaften umbenannt.

    Eine umfangreichere Würdigung von Sachs liefert der Würzburger Botanik-Professor Hartmut Gimmler (1940-2004) unter anderem im Buch „Lebensbilder bedeutender Würzburger Professoren“ (1995), herausgegeben von den Professoren Peter Baumgart (Geschichte) und Hans-Joachim Vollrath (Mathematik-Didaktik).

    Das Ehrengrab der Universität

    Die Ehrengrabstätte der Universität liegt an der nördlichen Mauer des Würzburger Hauptfriedhofs. Dort sind Professoren beigesetzt, die sich besondere Verdienste um ihr Fach und um die Universität erworben haben. Wie entstand das Grab? Wer legte fest, wer darin bestattet wurde? Warum wurde nach 1906 dort niemand mehr beerdigt? All diese Fragen lassen sich an der Universität vorerst nicht klären, denn im Universitätsarchiv gibt es keine Unterlagen über das Grab.

    Beim Luftangriff auf Würzburg am Ende des Zweiten Weltkriegs sind offenbar alle schriftlichen Informationen über das Ehrengrab verbrannt. Das geht aus einem Brief des universitären Verwaltungsausschusses hervor: Dieser bat am 15. Juli 1949 das städtische Bestattungsamt, ihm die Namen sowie die Geburts- und Sterbedaten der im Ehrengrab beerdigten Personen zu übermitteln. Grund für die Anfrage: Im Bombenhagel des 16. März 1945 waren alle Unterlagen der Universität verloren gegangen. Die Antwort fiel ernüchternd aus: Auch die Unterlagen des Bestattungsamtes waren an diesem Tag verbrannt.

    Serie über das Ehrengrab

    In einer Serie stellt einBLICK seit Januar 2014 einige Professoren vor, die im Ehrengrab beigesetzt sind.

    Teil 1: Robert von Welz.

    www.presse.uni-wuerzburg.de/einblick/single/artikel/das-ehreng/

    Teil 2: Franz Xaver von Wegele

    www.presse.uni-wuerzburg.de/einblick/single/artikel/fraenkisch/

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    Von einBLICK

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