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Ökologische Station Fabrikschleichach

Belassen von Wildtierkadavern in der Landschaft – Erprobung am Beispiel der Nationalparke

Ziele

Um mehr über den ökologisch bedeutsamen Lebensraum Aas und das bisher noch viel zu wenig erforschte Zusammenspiel seiner Besucher herauszufinden, wurde das Projekt „Belassen von Wildtierkadavern in der Landschaft – Erprobung am Beispiel der Nationalparke“ ins Leben gerufen.

Beschreibung

Tierkadaver sind wahre Hotspots biologischer Artenvielfalt und Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Organismen - von Bakterien, über Pilze, bis hin zu Topprädatoren - nicht zu vergessen das große Spektrum an kadaverassoziierten Insekten. Die Auseinandersetzung mit dem Verbleib von Aas in der Naturlandschaft ist umso wichtiger, da selbst in den Nationalparken im Rahmen des jeweiligen Wildtiermanagements Biomasse in Form von erlegten Wildtieren entfernt wird, ohne sich darüber bewusst zu werden, welche Lücke man dadurch im natürlichen Kreislauf hinterlässt.

Um mehr über den ökologisch bedeutsamen Lebensraum Aas und das bisher noch viel zu wenig erforschte Zusammenspiel seiner Besucher herauszufinden, wurde das Projekt „Belassen von Wildtierkadavern in der Landschaft – Erprobung am Beispiel der Nationalparke“ ins Leben gerufen.

Alle 16 deutschen Nationalparke beteiligen sich als Partner des Projektträgers Universität Würzburg im BfN-Förderprojekt zur Erprobung der Wildtierkadaverbelassung in der Landschaft.

Projektziel ist es, erstmals über alle Nationalparke hinweg in den verschiedenen Großlandschaften - vom Gebirge über die Mittelgebirge bis hin zu den marinen Habitaten - standardisiert zu untersuchen, wie Aas in den verschiedenen Ökosystemen von Wirbeltieren, Insekten sowie Mikroorganismen genutzt wird. Damit soll der Prozessschutz in Nationalparken um ein wichtiges Thema in der Wahrnehmung erweitert werden.

Das auf fünf Jahre angesetzte Entwicklungs- und Erprobungsvorhaben mit Fördermitteln des BMUV gliedert sich in ein Hauptvorhaben und eine wissenschaftliche Begleitung. Im Hauptvorhaben werden jährlich über einen Zeitraum von drei Jahren 8 natürlich verendete oder bei Wildunfällen tödlich verunglückte und nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignete Rehkadaver an zufälligen Plätzen auf den Flächen der Schutzgebiete belassen.

In einem sogenannten ‚Blockdesign‘ werden in einem charakteristischen Lebensraumtyp sechs Blöcke (drei im Sommer und drei weitere im Winter) bestehend aus je drei Teilflächen eingerichtet. Dabei dient eine Teilfläche als Kontrolle ohne Aas, auf einer Teilfläche wird ein Reh als allgegenwärtige Kadaverart ausgelegt und auf der dritten Teilfläche jeweils eine für einen größeren Lebensraum spezifische Tierart, wie z.B. das Rotwild im Nationalpark Bayerischer Wald. Schwarzwildkadaver kommen aufgrund der ASP-Problematik nicht zum Einsatz.

Im Rahmen des Projektes wird wissenschaftlich erhoben, welche Arten am Kadaver zu finden sind. Große Aasfresser werden mittels Fotofallen, Insekten mittels Barberfallen, Pilze und Bakterien mit Hilfe von Abstrichen erfasst und genetisch analysiert. Untersucht werden die optimalen Bedingungen des Aasangebots, um die Auswirkungen auf die Diversität der Kadaverbesucher schutzgebietsübergreifend zu optimieren. Parallel dazu findet eine Sensibilisierung für das Thema ‚Sterben im Wald‘ durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit in Presse, Radio und Fernsehen, auf Homepages und Social Media statt.

Am Ende sollen Handlungsempfehlungen für das Management in Nationalparken und Naturlandschaften gegeben werden können. Ein Wissens- und Ergebnistransfer übergreifend auf Deutschlands Wildnisgebiete ist ein großes Anliegen und Ziel aller am Projekt beteiligten Partner.

Projektsteckbrief  vom Bundesamt für Naturschutz

Dauer

2022-2027

Finanziert durch

Medienberichterstattung

Pressemitteilung Universität Würzburg "Was Sterben für die Natur bedeutet"