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Chair of Biochemistry

Urkundenfeier für die Absolventinnen und Absolventen im Fach Pharmazie

01/26/2024

Die Absolventinnen und Absolventen des 2. Pharmazeutischen Staatsexamens erhielten ihre Zeugnisse im Rahmen einer großen Feier in der Neubaukirche.

Pharmazie Absolventinnen und Absolventen (Foto: Dr. Dr. Thomas Richter)
Pharmazie Absolventinnen und Absolventen (Foto: Dr. Dr. Thomas Richter)

„Glaube, Liebe und Hoffnung als Seelenarzneien“ – akademische Abschlussfeier der Pharmazie in der Würzburger Neubaukirche mit Festvortrag von Bischof Dr. Franz Jung

Im Rahmen der Urkundenfeier der Fakultät für Chemie und Pharmazie, bei der die Absolventen des 2. Pharmazeutischen Staatsexamens von Professor Dr. Lorenz Meinel, dem Lehrstuhlinhaber für Pharmazeutische Technologie, und den anwesenden Professoren ihre Urkunden erhielten, war in diesem Jahr Bischof Dr. Franz Jung eingeladen, den Festvortrag zu halten zum Thema „Christus apothecarius – von der heilenden Dimension des menschlichen Glaubens“.

Mit „Krankheit und Heilung“ wird jeder Ausübende eines Heilberufs in seiner Berufspraxis konfrontiert. Ausgehend von der heute oftmals missverstandenen Erbsündenlehre entfaltete Bischof Franz ein Konzept, welches körperliche und seelische Erkrankungen als Folgen einer systemischen Krise versteht. Dass sich - theologisch gesprochen - Schöpfer und Geschöpf voneinander entfremdet haben, zeigt sich in den krank machenden Rahmenbedingungen unseres Menschseins. Krankheit ist somit nicht nur eine physische oder psychische Dysfunktion, die sich einfach beheben ließe. Vielmehr zeigt sich, dass Krankheit Ausdruck einer gestörten Beziehung ist, und zwar zu sich selbst, zum Nächsten und zu Gott. Im menschgewordenen Gottessohn wird diese gestörte Beziehung von Gott her geheilt. Das kommt in den heilenden Begegnungen Jesu mit den vielfach gebrochenen Menschen seiner Zeit zum Ausdruck. Die Heilungen Jesu sind nie rein mechanistisch zu sehen, sondern immer eingebettet in den Glauben an den heilenden Gott, der sich in Jesus Christus dem Menschen zuwendet und eine heilende Beziehung schafft. In diesem Sinn sind auch die Sakramente der katholischen Kirche wirksame Heilmittel, weil sie heilende Beziehung stiften. Insofern konnte auch Bischof Ignatius von Antiochia im zweiten Jahrhundert die die Eucharistie als „Pharmakon athanasias“, als „Arznei der Unsterblichkeit“, bezeichnen.

Mit diesem originellen theologisch-pharmazeutischen Fachbegriff schlug Bischof Dr. Jung eine Brücke zum Titel seines Vortrages „Christus Apothecarius.“ Diese Bildtradition ist charakteristisch für das 17. Jahrhundert. Die Grundelemente dieser Darstellungen sind oftmals wiederkehrend. Christus steht als Apotheker in einer Apothekenoffizin, über das ein Tuch mit Bibelzitaten gebreitet ist, die dazu einladen, sich heilen zu lassen. Im Bildvordergrund finden sich Standgefäße, die nicht etwa mineralische, pflanzliche oder tierische Zubereitungen enthalten. Die Etiketten tragen vielmehr Namen von christlichen Tugenden wie Beständigkeit, Maßhalten oder Tapferkeit. Natürlich dürfen bei den Seelenarzneien auch die drei theologischen Tugenden „Glaube, Liebe und Hoffnung“ nicht fehlen. Ein immer wiederkehrendes Element auf den Bildern ist die Feinwaage, ein klassisches Werkzeug jeder pharmazeutischen Tätigkeit. Die in der Apotheke üblichen Feingewichte werden bei diesem Bildtypus allerdings durch kleine Kreuze ersetzt, die dafür sorgen, dass die Krankheiten nicht das Übergewicht im menschlichen Leben bekommen. So wird deutlich, dass der Bildtypus des „Christus Apothecarius“ nicht nur schmückendes Beiwerk ist, sondern die Kreuzestheologie anschaulich illustriert: „Das Heil, das ein für alle Mal am Kreuz erworben wurde, wiegt in den vielen kleinen Kreuzen des mühseligen Krankenalltages das Leiden auf und hilft zur Gesundung an Leib und Seele.“

In seinen abschließenden Betrachtungen kam Bischof Jung auch auf die Nöte des Apothekers zu sprechen, der in seinem beruflichen Alltag momentan schwere Zeiten durchlebt. Denn die Seelenarzneien stellen auch für die Kollegen zentrale Heilmittel dar, wenn es darum geht, den Glauben an das Gute im Menschen nicht zuverlieren und sich die Freude am Apothekerberuf zu bewahren. Als Zeichen der Verbundenheit zum Apothekerberuf übergab der Bischof jedem Absolventen als „Give away“ eine Packung Papiertaschentücher, gekennzeichnet mit seinem Wahlspruch „Die Hoffnung ist der Anker der Seele“. Im Meer eines stürmischen Berufsalltages mit zahlreichen Herausforderungen werden sich die angehenden Apothekerinnen und Apotheker an dieses Zeichen bestimmt immer wieder gerne erinnern. Mit dem Lied „Gaudeamus igitur“ und dem feierlichen Auszug von Absolventen und Professoren, die größtenteils ihren Talar angelegt hatten, endete eine würdevolle Feier, die der Würzburger Pharmazie und letztendlich auch dem Festvortragenden zu besonderer Ehre gereicht.    

 

Text und Fotos: Dr. Dr. Thomas Richter

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