Biozentrum der Universität Würzburg

Insektendämmerung: Workshop zum Artensterben

03.04.2018

Vielfalt und Zahl der Insekten nehmen immer mehr ab. Mit dieser Problematik befasst sich am Freitag, 27. April, ein interdisziplinärer Workshop an der Universität Würzburg.

Wildbienen und andere Insekten werden immer seltener. (Foto: Robert Emmerich)

Spätestens als der Schweizer Dokumentarfilmer Markus Imhoof 2012 seinen Film „More than Honey“ herausbrachte, drang die Gefährdung der Honigbiene in Mitteleuropa ins öffentliche Bewusstsein vor. Landwirtschaftliche Monokulturen, der großflächige Einsatz von Insektiziden und Parasiten wie die Varroa-Milbe setzen den Honigbienen zu.

Während das sogenannte Bienensterben in aller Munde ist, blieb das Verschwinden von weniger prominenten Insekten wie Wildbienen, Schmetterlingen, Fruchtfliegen, Heuschrecken, Libellen oder Käfern lange Zeit weitgehend unbemerkt. Allenfalls in Fachkreisen der Biologie, der Insekten- und Vogelkunde sowie im Naturschutz wurden die desaströsen Folgen des Insektenrückgangs für die Ökosysteme bereits seit einigen Jahren beobachtet.

Die Probleme der vom Menschen gepflegten Honigbiene ist nur der Indikator für eine grundlegende Herausforderung: den weltweiten Schwund der Biodiversität. Darüber wird erst seit der Veröffentlichung aktueller Forschungsergebnisse im Wissenschaftsjournal PLOS debattiert. Demnach beträgt der Rückgang von Fluginsekten in Schutzgebieten in Deutschland seit Ende der 1980er-Jahre mehr als 75 Prozent (PLOS, 18. Oktober 2017).

Workshop soll interdisziplinären Dialog starten

Die aktuellen Diskussionen sind für Professorin Michaela Fenske (Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde) und Professor Jürgen Tautz (Biozentrum, HOBOS) der Anlass, um an der Universität Würzburg einen interdisziplinären Dialog zu starten: Sie laden zum halbtägigen Workshop „Insektendämmerung? Interdisziplinäres Gespräch über das beschleunigte Artensterben im 21. Jahrhundert“ ein.

Der Workshop findet am Freitag, 27. April 2018, von 14:30 bis 19:00 Uhr im Philosophiegebäude am Hubland in Raum 4U6 statt. Er richtet sich an Forschende der Universität und andere Interessierte. Wer teilnehmen möchte, soll sich bis 15. April bei Michaela Fenske anmelden, michaela.fenske@uni-wuerzburg.de

Forschungsbedarf und Lösungswege ausloten

In dem Dialog soll es um die Perspektiven der verschiedenen Disziplinen auf das Problem des Insektensterbens und seiner Folgen gehen. Außerdem wird auch über den Forschungsbedarf und mögliche Lösungswege gesprochen.

Neu ist dabei der Versuch, Natur-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angewandte Wissenschaften zusammenzubringen. Dabei soll das jeweilige Spezialwissen um Perspektiven und Methoden anderer Wissenschaften erweitert werden. Ziel ist es, gemeinsam Problemfelder zu identifizieren, Möglichkeiten fruchtbaren Zusammenarbeitens zu ermitteln und in gemeinsamen Projekten nachhaltige Lösungen zu erarbeiten.

Zwei Keynote-Speaker zu Gast

Nach einer Begrüßung durch die Veranstaltenden werden zwei Keynote-Referate von Professorin Alexandra-Maria Klein (Freiburg) und Privatdozent Stephan Lorenz (Jena) in die Problematik einführen.

Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein forscht und lehrt in der Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören die Ökologie von Insekten-Pflanzen-Wechselwirkungen in der Landwirtschaft mit einem Schwerpunkt auf der Bestäubung von Kulturpflanzen. Ihr Forschungsteam geht der Frage nach, welchen Einfluss die Artenvielfalt auf Ökosystemfunktionen hat und was das für den Menschen bedeutet.

PD Dr. Stephan Lorenz forscht und lehrt am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ist assoziiertes Mitglied am DFG-Kolleg „Postwachstumsgesellschaften“. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Nachhaltigkeit, Umweltsoziologie und Gesellschaft-Tier-Verhältnisse. In einem Forschungsprojekt, gefördert von der VolkswagenStiftung, untersuchte er den gesellschaftlichen Diskurs zum Bienensterben und neuere Entwicklungen in der Imkerei.

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